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Widerstand gegen die Nationalsozialisten auf der Hohen Wand

Zum 77. Mal jährt sich heuer das Ende der Nazizeit und das Kriegsende in unserer Gegend im April 1945. Aus diesem Anlass möchten wir folgende regionale, zeitgeschichtliche Begebenheit in Erinnerung rufen:

 

WIDERSTAND GEGEN DIE NATIONALSOZIALISTEN AUF DER HOHEN WAND

Das Schicksal von Leopoldine und Jakob Hammer

 

In einigen Gasthäusern auf der Hohen Wand, wie dem Wandeckhaus, dem Herrgottschnitzerhaus und dem Gasthaus Schober, hatten sich nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 Widerstandsnester gegen das Naziregime entwickelt. Oft als Wandertruppen getarnt, trafen sich Vertreter von verbotenen Organisationen - meist mit sozialistischem oder kommunistischem Hintergrund - in diesen Wirtshäusern. Auch der Kreisleitung in Wiener Neustadt war das im Jahr 1943 zu Ohren gekommen: „Nun ist hier bekannt, dass die Hohe Wand als Treffpunkt für illegale Zusammenkünfte sehr beliebt ist.“

 

Die aus Dreistetten stammende Leopoldine Hammer führte in der Nähe der Engelbert-Kirche das Gemischtwarengeschäft ihres Mannes, Jakob. Sie wurde immer wieder angezeigt, weil sie Milch, die es sonst nur für Lebensmittelmarken gab, frei verkaufte, allerdings angeblich nicht an Nationalsozialisten. Um sie zu überführen, schickte man zwei parteitreue Frauen zu ihr, die sie aushorchen sollten. Offenbar machte Leopoldine Hammer aus ihrer Abneigung gegen Hitler kein Hehl - sie wurde im August 1943 verhaftet und der Gestapo überstellt.

Eineinhalb Jahre später, zu Kriegsende im April 1945, waren zwei russische Soldaten bis in das Geschäft des Jakob Hammer vorgedrungen, der ihnen vermutlich einen Lagebericht über den Aufenthalt der SS-Truppen gab und sie darüber informierte, dass auf der Hohen Wand eine Widerstandsgruppe existierte. Auch der Gastwirt Friedrich Schober dürfte aktiv mit Rotarmisten Kontakt aufgenommen haben und hisste in Folge auf Hammers Geschäft und seinem Gasthaus die weiße Fahne. Angehörige der SS erspähten wohl dieses Treiben: Sie nahmen Jakob Hammer fest und prügelten ihn bis zum Gasthaus Schober. Aus einem Augenzeugenbericht erfährt man: „Zirka 8 - 10 Männer waren am 2. April 1945 um ungefähr ½ 9 Uhr vormittags in der Gastwirtschaft Schober, als diese von der SS umstellt wurde und ein Unteroffizier mit 2 Mann die Gaststube betrat und sämtliche Anwesende für verhaftet erklärte.“

 

Beobachtet wurde das Geschehen auch von Josef Klauser und Leopold Krenn aus Stollhof. Sie hatten Jakob Hammer - vermutlich als letzte – lebend aber mit blutüberströmtem Gesicht gesehen. Seit diesem Zeitpunkt fehlte von Jakob Hammer jede Spur.

 

Auch seine Frau Leopoldine war noch immer in Haft und ihre Rückkehr blieb ungewiss.

 

Die ganze Geschichte der beiden Opfer des Nationalsozialismus, Leopoldine und Jakob Hammer, erfahrt ihr zum Jahresende in einer Veröffentlichung des Dorferneuerungsvereines!

Quellen:

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

Karl Flanner, Widerstand im Gebiet von Wiener Neustadt 1938-1945

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