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Die Gaadener Marien-Kapelle

Altes Denkmal mit kaum bekannter Vergangenheit

 

Fast täglich fahren wir an ihr vorbei und dennoch wissen wir nur wenig über die Wegkapelle am Ortseingang von Gaaden. Links der Kapelle steht ein Lindenbaum, rechts eine Rosskastanie. In ihrem Inneren finden wir eine aus Holz geschnitzte Madonna mit Kind aus dem 20. Jahrhundert – es ist eine verkleinerte Kopie der Marienstatue der Stollhofer Kirche. Eine alte Deckenmalerei zeigt die Heilige Familie.

 

Das Alter der Kapelle war zunächst nur schwer festzumachen, da durch Renovierungen die ursprüngliche Bausubstanz kaum mehr erkennbar ist. Ein Experte des Bundesdenkmalamtes identifizierte das Giebel-Kreuz jedoch als originales „Lothringer Kreuz“ (Kreuz mit zwei Querbalken). Diese Kreuze waren seit der Heirat Maria Theresias mit Franz Stephan von Lothringen (1736) auch in Österreich gebräuchlich und wurden in den Jahren bis zur alleinigen Regentschaft Kaiser Josephs II (1780) auf Kirchen und Kapellen angebracht. In der „Josephinischen Landaufnahme“ (1764-1787) findet sich eine Kreuz-Markierung im Bereich der heutigen Kapelle - auch das ein Hinweis, dass sie bereits im 18. Jahrhundert errichtet wurde. Im „Dehio-Handbuch“, das die Kunstdenkmäler Österreichs erfasst, wird jedoch eine „Annenkapelle“ am Ortsausgang genannt: Vermutlich war die Kapelle ursprünglich der heiligen Anna, der Mutter Marias, geweiht.

 

Die heilige Anna gilt als Patronin der Mütter und der Ehe, weniger bekannt ist, dass sie auch als Pestheilige verehrt wurde. Manche vermuten daher einen Zusammenhang zwischen der Kapelle und der traditionellen Fuß-Wallfahrt nach Maria Kirchbüchl. Diese Gelöbnis-Wallfahrt wurde aller Wahrscheinlichkeit nach in der Pestzeit von den Ortsansässigen versprochen (letzte Epidemien in Österreich 1679 und 1713) - bis heute pilgern am zweiten Sonntag nach Ostern Pfarrangehörige der Pfarren Muthmannsdorf, Maiersdorf und weiterer umliegender Pfarren zur Wallfahrtskirche.

 

Über das exakte Alter und die tatsächliche Intention des Kapellenbaues in Gaaden kann aber weiterhin gerätselt werden.

 

Zum Ende des zweiten Weltkrieges stand die Kapelle im Mittelpunkt tragischen Geschehens: Russische Soldaten suchten nach dem jungen Gaadener Bauernsohn Josef Haiden. Sie wollten in den Hof seiner Eltern eindringen, doch Franz, der Bruder Josefs, stellte sich ihnen in den Weg. Daraufhin eröffneten die Soldaten das Feuer und Franz Haiden starb im Kugelhagel, während Josef durch den Hinterausgang entkommen konnte. Aufgrund der chaotischen Situation zum Kriegsende wurde der Tote nicht nach Muthmannsdorf überführt, sondern die Gaadener begruben ihn bei der Kapelle am Ortseingang. Als es die Lage wieder zuließ, wurde er exhumiert und am Muthmannsdorfer Friedhof beigesetzt.

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