Die Heiligen Drei Könige und der „Hansl Pferschakern“
Am 6. Jänner feiert die katholische Kirche das Fest der Erscheinung des Herrn, volkstümlich auch das Fest der Heiligen Drei Könige.
Die Heiligen Drei Könige gehen auf die Erwähnung der Weisen oder Sterndeuter im Matthäusevangelium zurück. Im sechsten Jahrhundert wurden auf Grund ihrer drei Gaben – Gold, Weihrauch und Myrrhe – drei Personen vermutet. Aus den Sterndeutern wurden im achten Jahrhundert Könige mit den Namen Caspar, Melchior und Balthasar. Diese Könige wurden teilweise als Heilige bezeichnet und verehrt. Ihre vermeintlichen Reliquien befinden sich seit 1164 im Dreikönigenschrein im Kölner Dom. Einer der Könige wird traditionell mit schwarzer Hautfarbe dargestellt und wurde seit dem Mittelalter als Vertreter Afrikas gedeutet, während die beiden anderen für Europa und Asien standen. Das waren die zu dieser Zeit bekannten drei Erdteile, die alle zum neugeborenen Kind Jesus fanden.
In Mitteleuropa ist das Sternsingen ein traditioneller Brauch in der römisch-katholischen Kirche. Aufzeichnungen des Klosters St. Peter in Salzburg belegen ein erstes Sternsingen im Jahr 1541. In manchen Gegenden gingen arme Kinder und Jugendliche in Eigeninitiative von Haus zu Haus und sammelten Naturalien und Geld für sich und ihre Familien. Seit den 1950er Jahren gibt es in Österreich und Deutschland zentral gesteuerte Sternsingeraktionen. Es werden Spenden für Entwicklungshilfeprojekte, die weltweit Kindern in Not helfen, gesammelt.
Die Sternsinger singen den Menschen, die sie einlassen ein Lied – eines davon „Es ziehn aus weiter Ferne drei Könige einher“ – und sprechen ein Gebet. Bevor sie weiterziehen, schreiben sie „C+M+B“ mit der Jahreszahl auf den Türstock. Die Bedeutung der Buchstaben C, M und B wird seit der Mitte des 20. Jahrhunderts als Abkürzung der lateinischen Worte „Christus mansionem benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“ – gedeutet. Frühere Quellen dieser Deutung fehlen.
In früheren Jahrzehnten gingen die Stollhofer Sternsinger tagelang nur zu Fuß von Haus zu Haus, auch zu den Höfen und sie erklommen sogar die Hohe Wand, um die dortigen Bewohner aufzusuchen. Selbst Schnee und Eis konnten sie von ihrer Mission nicht abhalten.
Zu den Heiligen Drei Königen und dem Sternträger gesellt sich bei uns in Stollhof noch traditionell der „Hansl Pferschakern“ (Pferscha=Pfirsich), verkleidet mit Hut, Stock und Korb. Mit folgendem Spruch bat er früher um Naturalien als Lohn für das Sternsingen: „I tritt herein ganz knödelfest, i griaß den Herrn und seine Gäst, i griaß die Gäst und eanere Goass! Ös mechts wohl wissen wiar i hoaß?“
Heute wird nur noch der zweite Teil vorgetragen: „I bin der Hansl Pferschakern, essen und trinka tuar i‘ gern. Aber was essen meine Heiligen Drei Kinibuam? Nix ois lauter Kraut und Rua’m (Rüben). Aber I iss a Bratwurscht, dei geht beim Fenster außi und bei der Tüa wieder eina, i schnapp s‘ glei in mein Zöger (Korb) eina.“
Der Ursprung des Hansl Pferschakern liegt bei den früher üblichen „Dreikönigsspielen“, die im steirischen Wechselgebiet und im südlichen Niederösterreich in den Häusern aufgeführt wurden. Die
drei Könige begleitete laut einer Aufzeichnung aus dem Jahr 1885* „eine heitere, hanswurstartige Gestalt, die lustige Person des alten Volksspieles vertretend, () welche einen Tragkorb oder
„Zöger“ zum Einsammeln der erwarteten, meist in Viktualien (Lebensmittel) bestehenden, Gaben mit sich führt und durch eine Larve mit Schnurrbart und dgl. besonders komisch herausgeputzt
ist.“
Der aus der Steiermark überlieferte Vers des „Hansl“ ist beinahe ident zu unserem heutigen Spruch (s.u.). Die uralte Figur des „Hansl Pferschakern“ hat sich, soweit bekannt, in unserer Gegend
ausschließlich in Stollhof bis heute erhalten.
*Quelle: Dr. Anton Schlossar, Cultur- und Sittenbilder aus Steiermark; Skizzen, Studien und Beiträge zur Volkskunde, Graz 1885
Karl Klauser als „Hansl“, Erich Laske, Johann Steinacher?, Johann Höger?, Herbert Krenn, um 1960
Franz Heißenberger, Herbert Schuster, Robert Weik als „Hansl“, Adolf Pross, Johannes Ostermann, 1976
Hermann Steinacher, Martin Krenn?, Johannes Weik als „ Hansl“, Herbert Zierhofer, Christoph Heißenberger, 1980
Dominik, David, Lisa, Gisela als Hansl und Sophie, 2022
Lisa, Sophie, Tsilya, Susi, Gregor, Gisela, 2023
Irene (Freitag, 20 Januar 2023)
Das finde ich echt interessant! Hoffentlich erhalten sich die Bräuche noch lange!
Herta (Mittwoch, 11 Januar 2023 22:26)
Danke schöne Fotos und interessanter Bericht
Silvia Rossmann (Mittwoch, 11 Januar 2023 18:19)
Danke für die interessante und so nett gestaltete Information und die Fotos!
Sonja (Dienstag, 10 Januar 2023 20:08)
Sensationell! Danke fürs Forschen! Ich hoffe der Brauch bleibt erhalten. Bitte lernt euren Kindern auch unsere Mundart.