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Muttertag - eine Initiative der Frauenbewegung

Im Jahr 1924 feierte man auf Initiative Marianne Hainischs erstmals den Muttertag in Österreich. Ihr Sohn Michael war ab 1920 der erste Bundespräsident der Republik. Marianne Hainisch war Gründerin der heimischen Frauenbewegung und hatte bereits 1870 die Errichtung von Realgymnasien für Mädchen und die Zulassung zum Studium gefordert.


In anderen Ländern hat der Muttertag eine weitaus längere Geschichte – anfangs allerdings noch ohne kommerziellen Hintergrund: 1644 wird in England erstmals ein „Mothering Day“ erwähnt, an dem alle Kinder und Enkelkinder sich bei den Eltern versammelten und feierten. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde er dort bereits im großen Rahmen begangen, bis er dann um 1900 auch in Amerika eingeführt wurde. Die US-Frauenrechtlerin Ann Jarvis rief anlässlich des Todestags ihrer Mutter 1908 einen „General Memorial Day of all Mothers“ – einen „Allgemeinen Gedenktag an alle Mütter“ aus – und startete dafür eine groß angelegte Werbekampagne. Ein Jahr später feierte man bereits in 45 amerikanischen Bundesstaaten und erklärte ihn 1914 zum beflaggten Staatsfeiertag.


In Europa setzte sich der Muttertag erst nach dem Ersten Weltkrieg durch. In Stollhof veranstaltete der Lehrer Josef Lewisch erstmals am 31. Mai 1926 eine Muttertagsfeier: „An diesem Tage wurde an hiesiger Schule so wie auch an den übrigen Schulen des Bezirkes ein Muttertag abgehalten. Dazu erschienen Herr Bürgermeister Simon Wedl und zahlreiche Mütter. Der Schulleiter (Lewisch) hielt eine Ansprache, die Schulkinder brachten Lieder und Gedichte zum Vortrage.“


Im darauffolgenden Jahr war „die Beteiligung der Mütter an dem Feste eine derartige, daß das Schulzimmer die Anwesenden kaum fassen konnte. (…) Die vorgetragenen Lieder und Gedichte fanden den lebhaftesten Beifall der Versammelten, ja einige erweckten sogar Tränen der Rührung.“ Und auch im Jahr 1932 ist dem Lehrer Neuwirt die gelungene Muttertagsfeier einen Eintrag in der Chronik wert: „8.5. Muttertag! In Anwesenheit zahlreicher Mütter wurde der „Tag der Mutter“ in erhebender Weise gefeiert. Beinahe 2 Stunden dauerten die Vorträge der Kinder, die bestes Lob und hellste Freude bei den Anwesenden erwirkten. Auch auf die Kinder machte die Feier den tiefsten Eindruck.“

 

Offizielle Feiern zum Muttertag sind eher selten geworden, der Tag wird heute lieber innerhalb der Familie begangen. Die Möglichkeiten, seiner Mutter zu zeigen, wie sehr man sie liebt, sind damals wie heute vielfältig – sie reichen von Blumen über selbstgestaltete Aufmerksamkeiten wie Basteleien, Bilder oder Backwerke bis zum Frühstück am Bett.


In diesem Sinne wünschen wir allen Müttern einen schönen und erholsamen Muttertag!


Muttertagstaugliche Mehlspeisen aus einem handgeschriebenen Rezeptbuch des Jahres 1927: 

NUSSTORTE

10 dkg Nüsse, 10dkg Zucker, 4-5 Eier, 10 dkg Mehl, 1 Teelöfferl Backpulver, ½ Packerl Vanillinzucker

Zucker und Dotter werden sehr schaumig gerührt. Vanillinzucker, Nüsse, Mehl mit Backpulver

gemischt und der festgeschlagene Schnee zugleich eingemengt. Die Torte wird in einer befetteten,

bemehlten Form gebacken.

SCHOKOLADENTORTE

12 dkg Butter, 24 dkg Zucker, 4 Eier, ¼ l Milch, 30 dkg Mehl, 10 dkg geriebene Nüsse, 4 Rippen Schokolade, 1 P. Vanillinzucker, 1 P. Backpulver

Butter und Zucker abtreiben, 4 Dotter u. alles andere dazu, zuletzt den steifen Schnee (unterheben).

Man kann die Torte mit Marmelade oder Schlagobers füllen. Mit Schokoladeglasur oder Schlagobers

überziehen.

FEINER BACKPULVER-GUGELHUPF

25 dkg Margarine, 25 dkg Zucker, 1 Vanillinzucker, 4 Eier, etwas Rum, Salz, ½ kg Mehl, 1 P. Backpulver,

¼ l Milch, kleine Schokoladestückchen daruntermischen.

BOHNENTORTE AUS DER NACHKRIEGSZEIT

35 dkg gekochte, passierte Bohnen, 35 dkg Zucker, 4 Dotter, 1 Packerl Backpulver, 7 dkg Nüsse

4 Eiklar Schnee schlagen, backen und mit Creme füllen.

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