Die Gaadener Marien-Kapelle

  • erbaut im 18. Jh.

  • Original Lothringer Giebelkreuz 

  • Deckenmalerei der Heiligen Familie 

  • Marienstatue aus dem 20. Jh.

  • neu geweiht 2006


Altes Denkmal mit kaum bekannter Vergangenheit

In der „Josephinischen Landaufnahme“ (1764-1787) findet sich eine Kreuzmarkierung im Bereich der heutigen Kapelle - ein Hinweis, dass diese bereits im 18. Jahrhundert errichtet wurde. Das Giebelkreuz der Kapelle wurde als originales „Lothringer Kreuz“ (Kreuz mit zwei Querbalken) identifiziert. Diese Kreuze waren seit der Heirat Maria Theresias mit Franz Stephan von Lothringen (1736) auch in Österreich gebräuchlich und wurden in den Jahren bis zur alleinigen Regentschaft Kaiser Josephs II (1780) auf Kirchen und Kapellen angebracht. Im „Dehio-Handbuch“, das die Kunstdenkmäler Österreichs erfasst, wird eine „Annenkapelle“ am Ortsausgang genannt: Vermutlich war die Kapelle ursprünglich der heiligen Anna, der Mutter Marias, geweiht. Die heilige Anna gilt als Patronin der Mütter und der Ehe, weniger bekannt ist, dass sie auch als Pestheilige verehrt wurde. Manche vermuten daher einen Zusammenhang zwischen der Kapelle und der traditionellen Fuß-Wallfahrt nach Maria Kirchbüchl. Diese Gelöbniswallfahrt wurde aller Wahrscheinlichkeit nach in der Pestzeit von den Ortsansässigen versprochen – bis heute pilgern am zweiten Sonntag nach Ostern Pfarrangehörige der Pfarren Muthmannsdorf, Maiersdorf und weiterer umliegender Pfarren zur Wallfahrtskirche. Links der Kapelle steht ein Lindenbaum, rechts eine Rosskastanie.

Am 7. Mai 2006 wurde die sanierte Kapelle in Gaaden neu eingeweiht. P. Markus Rauchegger stellte eine Muttergottesstatue aus dem Pfarrhof als Dauerleihgabe zur Verfügung. Die Statue aus dem 20. Jahrhundert ist ein kleines Modell der Marienstatue der Stollhofer Kirche und stammt aus Südtirol. Eine alte Deckenmalerei zeigt die Heilige Familie.

Zum Ende des zweiten Weltkrieges stand die Kapelle im Mittelpunkt tragischen Geschehens: Russische Soldaten suchten nach dem jungen Gaadener Bauernsohn Josef Haiden. Sie wollten in den Hof seiner Eltern eindringen, doch Franz, der Bruder Josefs, stellte sich ihnen in den Weg. Daraufhin eröffneten die Soldaten das Feuer und Franz Haiden starb im Kugelhagel, während Josef durch den Hinterausgang entkommen konnte. Aufgrund der chaotischen Situation zum Kriegsende wurde der Tote nicht nach Muthmannsdorf überführt, sondern die Gaadener begruben ihn bei der Kapelle am Ortseingang. Als es die Lage wieder zuließ, wurde er exhumiert und am Muthmannsdorfer Friedhof beigesetzt.

Die Gaadner Marienkapelle ist im Besitz der Gemeinde Hohe Wand.

 

(Text: Ulrike Heißenberger, Brigitte Klauser)