Der heilige Sebastian gilt in der katholischen Kirche als „der“ Pestheilige. Die Kapelle wurde 1713 zur Zeit der letzten Pestepidemie erbaut - wohl aus Dankbarkeit für das Ende der Seuche. Im Inneren befindet sich ein Altarbild mit dem heiligen Sebastian, Christus und dem heiligen Rochus. Statuen im Altarraum vl.: heiliger Josef, Pieta, heiliger Johannes Nepomuk. An den Wänden finden sich Statuen aus dem 20.Jahrhundert: vl. hl. Antonius, Jesus, hl. Maria. In einer Nische oberhalb des Eingangs: Maria Immaculata.
Die Sebastiankapelle ist das einzige unter Denkmalschutz stehende Gebäude Stollhofs.
Im 20. Jh. führte man an der im Besitz der Gemeinde befindlichen Kapelle mehrmals Renovierungsarbeiten durch – zunächst in den 1930er Jahren. Nach Erteilung der „Messlizenz“ war es möglich, auch in Stollhof Messen feiern zu können. Sogar ein Ausbau der Kapelle zu einer Kirche war nach dem Zweiten Weltkrieg angedacht, man verwarf den Gedanken aber aufgrund der räumlichen Gegebenheiten wieder. Ende der 1960iger Jahre erneuerte man den Dachstuhl und das Dach und in den 1990iger Jahren erhielt die Kapelle eine neue Fassade, die dem Aussehen zu Beginn des vorigen Jahrhunderts nachempfunden ist, sowie eine Außenbeleuchtung.
Die Glocken der Kapelle mussten zu Kriegszeiten wohl immer wieder bei Metallsammlungen abgegeben werden. Im Jahr 1925 spendete Gustav Gridl, Gutsbesitzer in Stollhof, eine kleine Glocke. Die Inschrift der noch heute im Turm befindlichen Glocke “Gustav Mathilde Ignaz“ – sein eigener Vorname und die Vornamen der seiner Eltern – deuten darauf hin. Sie weist jedoch eine Beschädigung auf: Vermutlich aus der Zeit des Endes des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 stammt ein Durchschussloch und sie kann daher nicht mehr geläutet werden.
Im Jahr 1956 weihte P. Pius Glatter in Muthmannsdorf drei Glocken – zwei größere für die Kirche in Muthmannsdorf, die kleinste war für die Sebastiankapelle in Stollhof bestimmt. Sie wurde per Hand in der Früh, zu Mittag und am Abend geläutet. Im Jahr 1970 überstellte man die Glocke in den Turm der neu gebauten Stollhofer Kirche.
Im Jahr 2023 wurden an der Sebastiankapelle umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Die Mauern wurden trockengelegt und neu gefärbelt. Die Firma Fankl restaurierte den Altar mit den Statuen und das Altarbild, auf dem die Jahreszahl 1865 zum Vorschein kam.
Der Dorferneuerungsverein Stolhof-Gaaden lebenswert finanzierte eine neue Glocke für den Turm. Sie wurde am 14. September 2023 von der Firma Grassmayr in Innsbruck gegossen und am 22. Oktober 2023 vom Heiligenkreuzer Abt P. Maximilian Heim geweiht. Die Tonhöhe (b2) ist abgestimmt auf das Geläut der Kirchenglocken (Te deum Motiv f-gis-b). Auf der Oberfläche finden sich der heilige Sebastian und Ähren-Ornamente. Die Glocke wird zu in den Sommermonaten stattfindenden Messen und zu besonderen Festen händisch geläutet.
Der Kapellenturm hat damit seine Funktion als Glockenturm zurückbekommen und das Wahrzeichen Stollhofs ist nun nicht nur sichtbar, sondern auch wieder hörbar geworden.
(Text: Ulrike Heißenberger)